Alle gucken Fußball. Auch die taz. Bis zum Ende der WM berichten wir täglich live von den Berliner Spielplätzen. Heute: Schweden - Paraguguay beim Sonambiente
„Heute ist tote Hose” sagt Kalle Laar, der im Foyer des Hauses der Berliner Festspiele hinter einem schicken Laptop sitzt. „Public viewing world cup sound art lounge” heißt sein Projekt, das er im Rahmen des Sonambiente Klangkunstfestival veranstaltet.
Hinter diesem klingenden Namen versteckt sich vor allem eins: Fußball gucken.
Das Konzept ist recht ambitioniert. Zu den WM-Übertragungen wird ausländischer Radiokommentar geschaltet. Im Hintergrund sitzt ein Soundtüftler, der unter 1800 Radiostationen aus der ganzen Welt Fußballübertragungen filtert. Das ist manchmal gar nicht so einfach, gibt Laar zu bedenken. Der iranische Kommentar sei zum Beispiel langweilig gewesen. Der Sprecher habe kaum etwas gesagt. Wenn es Kommentare in mehreren Sprachen gibt, werden Kopfhörer gereicht, und man kann zwischen den verschiedenen Sprachen hin und her schaltelten.Tatsächlich ist es sehr entpannend, den Audiokommentar mal gar nicht zu verstehen. Die schwedischen Radiokommentatoren sind wirklich begeistert von ihrer Mannschaft. Jedenfalls hört sich das so an, auch wenn man kein Wort versteht. Und es wirkt: Sofort feuern die fünf Zuschauer die schwedische Mannschaft an, obwohl nur einer unter ihnen wenigstens Halbschwede ist. Der deutsche Miesmacherkommentator spricht nach dem Spiel, als wieder auf deutschen Ton umgeschaltet wird, von einem eher lauen Spiel. Das hätte hier keiner gedacht.
Unterdessen klärt der einzige Halbschwede im Publikum auf, warum alle schwedischen Spieler ein 'son' am Ende ihres Nachnamens haben. Vom schwedischen Radiokommentar versteht man natürlich nichts, aber immerhin hat man was gelernt.
SEBASTIAN LEHMANN